Balance zwischen Sportlerin und Motivatorin

Paraclimbing

Katharina Ritt ist seit 2019 Teil des österreichischen Paraclimbing-Nationalteams und wurde vom Kletterverband Österreich 2021 erstmals zu internationalen Wettkämpfen entsandt – und das sollte sich schnell bezahlt machen.

Beim Paraclimbing-Weltcup im Oktober in Los Angeles war sie in der Kategorie RP3 eine Klasse für sich, wies ihre Konkurrentinnen in die Schranken und holte souverän Platz eins. Bereits einen Monat davor war die in Graz lebende Sportlerin einen Monat zuvor bei der Paraclimbing-Weltmeisterschaft in Moskau schon äußerst erfolgreich und gewann die Bronzemedaille.

 

Dabei „wackelte“ die Teilnahme an der Weltmeisterschaft trotz der geglückten Qualifikation kurz, da Ritt nach einem Mountainbike-Unfall im Juli einige Zeit außer Gefecht gesetzt war und daher auch den Wettkampf im französischen Briançon verpasst hat. Sie trainierte hart, kämpfte sich rasch zurück, doch die Zeit schien anfangs jedoch gegen sie zu spielen. „Ich musste einiges an Überzeugungsarbeit leisten, um meine Trainer dazu zu bringen, mich mitzunehmen. Ich war der Überzeugung, dass es sich lohnen wird – und das hat es letztendlich auch. Der Gewinn der Bronzemedaille war nicht nur sehr emotional, sondern hat auch eine enorme persönliche Bedeutung für mich“, erinnert sich Ritt, die als sehr dankbare, optimistische Person mit einer positiven Ausstrahlung bekannt ist, an ihr bisheriges Karrierehighlight.

 

Die Lehren aus der Vergangenheit

 

Nach einem Snowboardunfall 2001 begann für Ritt nach zahlreichen Operationen eine lange Zeitspanne zwischen bangen, hoffen und dem harten Weg zurück. „Ich bin lange zurückgehalten worden und da fühlte ich mich ziemlich alleine. Man sollte sich vor Augen führen, dass nicht nur ein körperliches Trauma entsteht, sondern auch mental viel passiert. Daher ist es mir sehr wichtig, anderen Menschen zu zeigen, was möglich ist“, erinnert sich die heute 37-Jährige zurück. Auch der Wiedereinstieg in den Sport war ein langer Prozess und Ritt musste sich anfangs mit vielen Vorurteilen und Berührungsängsten auseinandersetzten – doch die Steirerin verfolgte sowohl ihren Weg als auch ihre Ansichten konsequent. Per Zufall kam sie nach der Heim-Weltmeisterschaft 2018 in Innsbruck erneut zum Klettersport.

 

Dank ihrer enormen Willensstärke, welche die stets positiv denkende Ritt auszeichnet, konnten diese schwierige Anfangsphase rückblickend gesehen zügig überwunden werden. Das von ihren Trainern Marco Lamprecht und Alexander Guster heute entgegengebrachte Vertrauen kann allerdings nicht nur ein zusätzlicher Faktor für den persönlichen Erfolg sein, sondern ganz allgemein einen wesentlichen Beitrag für den Sport leisten, was sich etwa in puncto Paraclimbing in der steirischen Landeshauptstadt deutlich zeigt: „Den Standort Graz zeichnet vor allem das besondere Engagement der Trainer aus und den Leuten die Möglichkeit gegeben wird, ihre Grenzen auszuloten. Unsere Gruppe besteht aus Menschen mit unterschiedlichsten körperlichen Einschränkungen, was eine größere Gruppe von Interessierten anspricht. Ich persönlich möchte auch andere motivieren, sich für diesen Sport zu begeistern“, erklärt die Bronzemedaillengewinnerin der Paraclimbing-WM 2021 in Moskau. Die Diversität und die engagierten TrainerInnen erklären sicherlich den herausragenden Erfolg des der steirischen Paraclimbing-Teams

 

„Ein spezielles Mindset“

 

Dass es die Klettersportlerin vom NFÖ Graz jedoch überhaupt so weit geschafft hat, ist auch ihrem Ehrgeiz sowie einer gesunden Portion „Jetzt-erst-recht-Mentalität“ zu verdanken. „Ich bin ein Mensch, der sich oft außerhalb meiner Komfortzone bewegt und gern Neues ausprobiert. Der Klettersport ist ein cooler ‚Allrounder‘ und hat unterschiedliche ‚Spielarten‘ – das macht für mich den Reiz aus. Es ist einfach ein spezielles Mindset“, schildert Ritt, die zum Abschalten gerne an das slowenische Meer fährt und dort ihre innere Ruhe findet. Doch der Umstand, dass sie nicht nur zum Spaß ein wenig in der Halle bouldern wollte – sie hatte bereits einiges an Erfahrung im Alpin- und Eisklettern – sondern sichtlich mit Leib und Seele für diese Sportart brannte, motivierte sie dazu, noch mehr dafür zu geben. Entscheidend war dabei sicher auch der Umstand, dass sie das Klettern als ganzheitliches Training nutzen konnte, um nach ihrem Unfall sowohl die Balance als auch das Körpergefühl zu stärken.

 

Der Klettersport ist für alle

 

Die Athletin sendet damit zudem ein wichtiges Signal – entsprechend dem Motto des KVÖ Jeder kann klettern – dass eine körperliche Beeinträchtigung noch lange kein Grund sein muss, um nicht mehr sportlich aktiv zu sein. „Beim Paraclimbing hat sich in den letzten Jahren einiges getan und es ist ein wichtiges Signal, dass die entsprechenden Bewerbe auch immer wieder in den Weltcup integriert werden. Ich will meinen Teil dazu beitragen, diesen Sport einer noch breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen“, sieht sich die enthusiastische Grazerin nicht nur als Sportlerin, sondern auch als Motivatorin. „Wenn Menschen im Rollstuhl sitzen, ist eine Beeinträchtigung gleich sichtbar. In meinem Fall ist das nicht immer einfach, weil es nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist. Da tun sich dann doch einige etwas schwerer.“

 

Mit Vertrauen aus der Komfortzone

 

„Es ist eine immense Herausforderung, einen geregelten Job sowie den Klettersport mitsamt Training und Reisen zu Wettbewerben unter einen Hut zu bekommen. Man plant zudem immer nur von Saison zu Saison. Dabei ist auch entscheidend, welche Bewerbe am Programm stehen“, erzählt Ritt, die nicht nur in ihrem sportlichen Umfeld öfter einmal gegen den Strom schwimmt, sondern auch durch ihre Ausbildung als Technikerin nicht unbedingt das klassische Rollenbild widerspiegelt. In Zukuft möchte sie sich noch intensiver auf den Leistungssport konzentrieren. „Das Wichtigste ist für mich, ‚schön‘ zu klettern und vor allem schmerzfrei, aber natürlich auch, immer meine bestmögliche Leistung abzurufen. Damit möchte ich Leute begeistern und dazu motivieren, den Mut aufzubringen und aus der Komfortzone rauszukommen sowie das Vertrauen in den eigenen Körper zu stärken. Es gibt nichts, was nicht möglich ist!“

 

Die wenige Freizeit, die dann doch noch übrig bleibt, verbringt Ritt in ihrem großen „Garten“ als Landwirtin/Gärtnerin, ihrem Pferd oder bei ihrer neuen Errungenschaft, einem Alfa Romeo Brera, der dem steirischen Autofreak sehr viel Freude bereitet. 

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