Viele Menschen haben einen Hang zu schnellen Autos und die dazugehörigen PS sind die dazugehörende Visitenkarte. Aber es gibt auch Personen, die sich ebenfalls der Geschwindigkeit verschrieben haben und versuchen das Erlebnis beim Speed-Klettern auszuleben. Einer von ihnen ist der 16-jährige Alexander Bergmann.
Als Kind hat der Tiroler früh Gefallen am Klettersport gefunden und konnte diese Begeisterung mit seiner Familie teilen. „Im Nachhinein gibt es zu meinem Start eine lustige Geschichte. Wir waren immer am alten Tivoli klettern. Eines Tages hat mich Reini (Anm.: Reinhold Scherer) dort gesehen und angesprochen. Ich habe mir seinen Input und seine Ratschläge zu Herzen genommen und mich für einen Kletterkurs angemeldet. Irgendwann bin ich dann in Hall aufgenommen worden, habe mehr trainiert und mit dem Wettkampfsport begonnen. Es hat einfach Spaß gemacht und sich richtig gut angefühlt“, erinnert sich Bergmann, der den Stil vom Italiener Ludovico Fossali bewundert, an seine Anfänge zurück.
Gerade am Anfang stand das Bouldern und der Vorstieg an der Tagesordnung. Nur gelegentlich wurde Speed trainiert. Das sollte sich aber vor knapp drei Jahren schlagartig ändern. Die ehemalige Speed-Athletin Alexandra Elmer hat als Nachwuchstrainerin ein eigenes Speed-Team zusammengestellt und Bergmann mit dem Feuer für diese Disziplin angesteckt. „Das war für mich der Zeitpunkt, wo das Trainingspensum gesteigert worden ist, und ich gemerkt habe, dass es mehr, wie nur ein Hobby sein kann. Das Gefühl ist einfach super, es taugt mir. Es hat schon einen gewissen Reiz, da schnell hinaufzulaufen“, sagt Bergmann und ergänzt: „Gerade am Anfang habe ich mir sehr viele Videos angeschaut und den für mich passenden Weg nach oben gesucht. Ich habe mich Schritt für Schritt herangetastet und bin jetzt damit sehr zufrieden. Ich fühle mich damit sehr wohl, daher wird die Beta auch so bleiben. Es ist übrigens genau die gleiche Griffreihenfolge, wie jene vom aktuellen Weltrekordlauf.“
Die Bilanz des vergangenen Jahres fällt für den Tiroler allerdings durchwachsen aus. Gerade am Saisonanfang wurde er oftmals unter Wert geschlagen, konnte sich aber im Laufe der Monate stark verbessern und sorgte mit seiner persönlichen Bestzeit bei den Österreichischen Staatsmeisterschaften im Kletterzentrum Innsbruck mit einer Zeit von 6,5 Sekunden für einen versöhnlichen Abschluss. „Daraus kann ich ein sehr gutes Gefühl mitnehmen. Im ersten Schritt will ich 2024 eine Zeit von 6,2 Sekunden laufen. Aber mein Ziel ist es, dass ich es unter 6 Sekunden schaffe. Ich denke, es ist realistisch und machbar, aber es noch ein weiter Weg“, so das Speed-Talent, das in der Freizeit seine Akkus in der Natur auflädt und die eigenen Sinne für die intensiven Wochen schärft.
In den letzten Wochen haben Bergmann & Co. an der Technik und an einzelnen Bausteinen gefeilt. Nun folgen wieder ganze Läufe, ehe kurz vor der nächsten Selektion wieder an der Schnellkraft gearbeitet wird. Und wenn alles nach Plan läuft, wird der 16-Jährige 2024 seine Zeiten weiter nach unten drücken und schafft möglicherweise den Sprung zur nächsten Jugendweltmeisterschaft. „Die Jugend-WM ist eines meiner größten Ziele. Es wäre meine erste Teilnahme, daher verfolge ich dieses Ziel sehr hartnäckig. Ich denke, das Limit ist für mich definitiv machbar. Es wäre ein super Erfolg und würde mir persönlich sehr viel bedeuten. Eine bessere Motivation gäbe es wohl kaum.“