„Damit muss ich erst umgehen lernen“

Immer wieder Fontainebleau! Man kann fast sagen „jährlich grüßt das Murmeltier“, denn die heimischen Kletter-Asse kommen Jahr für Jahr in der Vorbereitung nach Frankreich.

Etwa 60 Kilometer südlich von Paris befindet sich eine der größten Outdoor-Boulder-Anlagen der Welt. Nicht ohne Grund gilt Fontainebleau als Wiege des Boulderns: Auf etwa 25.000 Hektar Wald findet man um die 20.000 Einzel-Boulder zum Klettern – selbstverständlich auch im Winter. Mittendrin statt nur dabei war einmal mehr der 16-jährige Ilja Auersperg, der zu diesem Klettergebiet eine besondere Beziehung pflegt.

 

„Es war wieder einmal ein sehr cooler Trip. Ich bin jedes Jahr zumindest einmal dort, von dem her habe ich da schon eine gewisse Routine, obwohl ich noch sehr jung bin. Es ist immer ein Gefühl des Heimkommens. Heuer hatten wir perfekte Bedingungen, so gut war das Wetter noch nie. Mit den Resultaten bin ich auch sehr zufrieden“, berichtet Auersperg nach seinem Frankreich-Aufenthalt. Neben der legendären Karma (8A+) und Tigre et Dragon (8B) konnte der Wiener noch zahlreiche andere Boulder (8A+, 8A und 7C) auf seiner Liste abhaken. Normalerweise versteift sich die große Zukunftshoffnung nicht so auf bestimmte Boulder oder Routen, doch dieses Mal waren die Rahmenbedingungen anders. „Dieses Mal hat mir mein Papa eine Liste geschrieben, welche Boulder ich unbedingt probieren soll. Aufgrund zahlreicher Kletterreisen nach Fontainebleau hat er da einen guten Überblick, welche Boulder cool und welche für mich zu schaffen sind. Ich habe geschaut, dass ich möglichst viele unterbringe“, erklärt Auersperg, der an zwei Tagen versucht hat zu projektieren, was am Ende leider nicht ganz geklappt hat. „Damit muss ich erst umgehen lernen, dass nicht immer alles gleich funktionierten kann. Das Gute ist, dass ich bald wieder komme und dann starte ich einen neuen Angriff. Das motiviert mich richtig. Mit unserem Team macht es immer sehr viel Spaß.“

 

Fontainebleau als Entscheidungsort

 

Für den 16-jährigen Boulder-Spezialisten ist es aber nicht nur ein Klettergebiet, vielmehr verbindet er damit seine Anfänge in dieser Sportart. „Am Anfang wollte ich eigentlich nicht Klettern, vielmehr habe ich mich im Fußball und im Skisport versucht. Aber da habe ich schnell gemerkt, dass das nichts für mich ist. Erst bei einem Trip mit meinem Papa nach Fontainebleau ist mir bewusst geworden, dass ich das unbedingt machen möchte. Aus dem Hobby soll irgendwann ein Beruf daraus werden – in diese Richtung entwickle ich mich gerade. Ich habe dann schnell das Trainingspensum gesteigert und wollte unbedingt Wettkämpfe bestreiten. Man kann sicherlich sagen, dass dieses Gebiet für meinen Entscheidungsprozess eine entscheidende Rolle gespielt hat“, gibt der Athlet vom ÖAV Gebirgsverein zu Protokoll. 

 

Aktuell geht Auersperg noch in Wien zur Schule und lebt im Oberstufenrealgymnasium mit dem Schwerpunkt Bildnerisches Gestalten seine kreative Ader aus, die in der geringen Freizeit leider oftmals zu kurz kommt. Neben den schulischen Verpflichtungen und den vorgegebenen Trainings ist der Zeitplan schon sehr straff, dass zusätzliche Aktivitäten oftmals verschoben werden. Die wenige Zeit, die bleibt, verbringt der 16-Jährige am liebsten mit seiner Freundin.

 

Seit Kurzem hat der 16-Jährige auch das Klimaticket, mit dem er leichter und kostengünstiger zu Trainingsausflügen nach Graz bzw. Innsbruck reist – dort wird dann die hervorragende Kletterinfrastruktur ausgiebig genutzt. Und das ist im Hinblick auf die weitere Entwicklung wichtig, an Zielen solle es jedenfalls nicht mangeln. „Mein großes Ziel für 2023 ist die Jungend-Weltmeisterschaft in Korea. Darüber hinaus möchte ich bei den Jugend-Europacups ganz vorne um die Podestplätze und den Sieg mitmischen. Aber auch die Jugend-Europameisterschaft spielt eine große Rolle. Ich möchte mich in Zukunft im Weltcup etablieren und dort im ersten Schritt den Sprung in ein Semifinale schaffen. Mal schauen, ob mir das gelingt“, gibt der Wiener, der als extrem zielstrebig und locker gilt, seine persönliche Richtung vor. 

 

„Wird hoffentlich nicht der letzte Weltcup gewesen sein“

 

Nach seiner gelungenen Premiere beim Heimweltcup in Innsbruck im letzten Jahr, wo ihm in der Qualifikation gleich das Top an den ersten beiden Boulder gelungen war, will Auersperg auch 2023 dort anschließen. „Der Heimweltcup war letztes Jahr extrem cool, es war ein unfassbar geiles Gefühl. Es war schon top, dass ich mit 15 Jahren mitmachen durfte, aber dass es mir dann in der Qualifikation gleich so reinläuft, mit dem war nicht zu rechnen. Da hat der Kopf nicht so mitspielen können, da habe ich selbst nichts erwartet. Es war einfach ein unbeschwertes Klettern.“ In der Vergangenheit machte speziell in den Finalrunden oftmals der Kopf den Taten einen Strich durch die Rechnung, das soll nun anders werden. „Ich arbeite jetzt mit einer Sportpsychologin zusammen. Gemeinsam wollen wir mein ‚Final-Defizit“ beseitigen. Ich will endlich auch dort meine Performance abrufen. Ich bin zuversichtlich und merke, dass mir dieser Baustein gut tut!“, erklärt der 16-Jährige, der auch zukünftig auf die großartige Unterstützung seiner Eltern bauen kann und die Augen in Hinblick auf den einen oder anderen neuen Sponsor offenhält. 

 

 

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