Hammelmüller klettert neue Wege

Für Eva-Maria Hammelmüller war es kein plötzlicher Schnitt, sondern ein leiser Übergang. Einer, der sich schon länger angekündigt hatte – irgendwo zwischen Hallenwand und Felsen, zwischen Wettkampfstress und Felskletterfreiheit.

„Es hat sich eigentlich schon letztes Jahr angebahnt. Ich habe heuer noch einmal gute Simulationen gezeigt und mich für die Wettkämpfe qualifiziert, daher war es 2025 eine Art Abschiedstour für mich“, erzählt die 25-Jährige. „Ich habe gemerkt, dass ich draußen einfach mehr Spaß habe – und dass ich nicht bereit bin, das komplett aufzugeben, nur um im Weltcup alles auf eine Karte zu setzen.“

 

Was die Athletin vom ÖAV Haag sagt, klingt nach einer Befreiung. Nach einer Entscheidung, die weniger mit Aufhören als mit Ankommen zu tun hat. „Für mich ist das kein Karriereende im klassischen Sinn, sondern eher eine Umorientierung – hin zu dem, was mir wirklich taugt.“

 

Hammelmüller war viele Jahre Teil des österreichischen Nationalteams, kletterte Weltcups, holte einen Titel bei den Staatsmeisterschaften und 2022 einen Europacupsieg in Prag (CZE). Doch die Freude an der Bühne des Leistungssports wurde immer kleiner. „Ich war im Training oft stark, aber im Wettkampf habe ich es einfach nie richtig zeigen können. Ich war immer extrem nervös – so sehr, dass es mich eher blockiert hat. Das nagt schon ein bisschen.“

 

„Es zählt nur dein Moment“

 

Diese Erkenntnis kam nicht über Nacht. Doch irgendwann war klar: Die Weltcuproute ist nicht mehr ihre Beta. „Ich habe die Zeit mit dem Team immer genossen, aber die Atmosphäre bei den Weltcups war mir immer etwas zu angespannt und stressig“, sagt sie. „Aber ich habe gemerkt, dass mich das Felsklettern mehr erfüllt. Da geht’s nicht darum, besser zu sein als andere, sondern einfach darum, was du selbst schaffst.“

 

Am Felsen hat die 25-Jährige das Gefühl, „frei zu sein“. Kein Ranking, kein Druck, kein Vergleich. „Ich kann mich zu hundert Prozent für andere freuen, ohne dass ihre Leistung meine schmälert. Das ist im Wettkampf einfach anders – da basiert dein Ergebnis immer auf dem der anderen. Draußen zählt nur dein Projekt, dein Moment.“

 

Und die Projekte lassen sich sehen: Gerade arbeitet sie an einer 9a – „meiner bisher schwerste Route“. Neun Sessions hat sie schon investiert, beim letzten Versuch stand sie vor wenigen Tagen fast ganz oben. „Dann ist mir der Ausstieg aus der Hand gerutscht“, erzählt sie lachend. „So ein Fehler darf einem mit 25 eigentlich nicht passieren – aber na ja, shit happens.“

 

Dass sie darüber lachen kann, sagt viel aus über ihren neuen Zugang. Sie genießt den Prozess, das gemeinsame Klettern, das Tüfteln, das Draußensein. „Beim Felsklettern kann ich meine Fitness jetzt wirklich nutzen. Ich war selten so stark wie im letzten Jahr – nur im Weltcup hat man’s halt nie ganz gesehen.“

 

„Planen, vermitteln und motivieren“

 

Ganz vom Wettkampfsport löst sie sich aber nicht – im Gegenteil. Schon jetzt steht sie mehr als zehn Stunden pro Woche als Trainerin in der Halle, betreut Kinder und Jugendliche beim Alpenverein. „Ich habe Gruppen von U11 bis U17, und das taugt mir richtig. Da geht’s nicht nur um Leistung, sondern um Gemeinschaft, um Freude, um Werte. Und ich kann mein Wissen genau da einbringen, wo’s Sinn macht.“

 

Das Trainersein passt perfekt zu ihrem Studium – dem Lehramt. „Es ist ja im Grunde das Gleiche: planen, vermitteln, motivieren – nur dass ich’s mit Kids mache, die brennen fürs Klettern. Das ist richtig cool.“ Eva-Maria Hammelmüller steht längst mitten in einem neuen Anfang. Sie hat die Halle gegen den Felsen getauscht – und den Wettkampfdruck gegen Leidenschaft. „Ich glaube, ich habe die Karten gerade ziemlich gut gemischt“, schmunzelt die 25-Jährige. Und man spürt: Diese Partie spielt sie jetzt ganz auf ihre Weise.

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