„Sicher wären wir lieber selbst geklettert, aber das haben wir uns selbst zuzuschreiben“, meinte Nicolai Uznik, der nach seiner verkorksten Qualifikation auf Ursachenforschung war. Und fündig wurde:
„Nach der starken Saison wollte ich vielleicht einfach zu viel, im Bouldern geht es dann schnell. Eine kleine Unsicherheit, und schon ist die Qualifikation gelaufen. Das wird uns aber nicht aus der Bahn werfen.“
Gemeinsam mit seinen TeamkollegInnen sorgte der Kärntner stattdessen für Stimmung beim Herren-Semifinale. Danach ging es für das KVÖ-Team zurück ins Hotel. Kurzer Zwischenstopp beim Roten Platz in Moskau inklusive: „Es ist alles so gigantisch, äußerst beeindruckend.“
Schubert: Mission WM-Gold
Das KVÖ-Team in Moskau ist inzwischen größer geworden: Am Samstag erreichten die Lead-Asse Eva-Maria Hammelmüller, Julia Fišer und Mathias Posch die russische Hauptstadt. Während das Trio wie Jessica Pilz und Jakob Schubert am Montag die Qualifikation für den abschließenden Lead-Bewerb in Angriff nimmt, geht es für die Boulderer Johanna Färber, Franziska Sterrer und Nicolai Uznik zurück nach Österreich.
Im Vorstieg rechnet sich das KVÖ-Team die größten Chancen auf Edelmetall aus. Schubert ist in seiner Lieblingsdisziplin der absolute Top-Favorit, speziell da mit Adam Ondra (CZE) und Alexander Megos (GER) seine zwei schärfsten Konkurrenten nicht in Moskau sind. Der zweifache Lead-Weltmeister zeigte nicht zuletzt bei den Olympischen Spielen in Tokio, dass er in dieser Disziplin das Maß aller Dinge ist. „Das ist meine Disziplin, darauf habe ich mich am meisten und besten vorbereitet. Die Saison kann nicht mehr schief gehen, das große Ziel Olympia-Medaille habe ich erreicht. Alles, was jetzt noch kommt, ist eine Draufgabe. Ich habe mich aber entschieden, bei der WM am Start zu sein, und dann will ich auch alles herausholen und eine Medaille mit nach Hause nehmen.“
Nach seiner Olympia-Bronzemedaille gönnte sich der Innsbrucker einige Tage Auszeit, die Akkus sind wieder aufgeladen. „Ich denke schon, dass die Form immer noch gut ist. Die letzten Trainingseinheiten zuhause waren super. Vor Tokio hatte ich natürlich etwas mehr Zeit, mich perfekt vorzubereiten. Ich fühle mich aber schon noch immer sehr wohl und denke, dass ich ganz vorne mitklettern kann“, so Schubert. „Es geht nicht immer nur um die Platzierung, sondern auch um die Leistung. Ich möchte das abliefern, was ich draufhabe. Wenn ich das schaffe, kann ich ganz vorne mitklettern. Das große Ziel ist ganz klar der Weltmeistertitel.“
„Jessy darf man nie abschreiben“
Bei den Damen gilt Jessica Pilz als heißeste Anwärterin auf eine Medaille. Bei den Olympischen Spielen zeigte sie, dass sie im Lead zur absoluten Weltspitze gehört. Obwohl es bei der WM mit den Plätzen 24 (Speed) und 35 (Bouldern) bislang nicht nach Wunsch lief. „Jessy darf man nie abschreiben, im Lead ist immer mit ihr zu rechnen“, versichert KVÖ-Sportdirektor Heiko Wilhelm. „Sie kann befreit klettern, weil die Erwartungen diesmal nicht so hoch sind.“
Wilhelm traut auch den jüngeren KVÖ-Athletinnen Eva-Maria Hammelmüller, Julia Fišer und Mathias Posch einiges zu: „Sie alle haben bereits bewiesen, dass sie das Zeug für das Semifinale haben. Wenn sie einen guten Tag erwischen, auch für das Finale. Wir sind zuversichtlich, dass wir im Lead auch mannschaftlich sehr stark abschneiden werden.“
Die Lead-Qualifikation startet am Montag um 10 Uhr Ortszeit (9 Uhr MESZ), Dienstag folgt der Finaltag (Halbfinale ab 10 Uhr Ortszeit/9 Uhr MESZ, Finale ab 20 Uhr Ortszeit/19 Uhr MESZ).