Posch: "Die Entwicklung ging rasant"

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Sag zum Abschied leise Servus! Katharina Posch beendete im Rahmen der Austria Climbing Summer Series in Imst ihre Karriere.

Nach ihrem letzten Bewerb wurde es emotional, die Tränen flossen. Über 11 Jahre hat die Tirolerin dem Wettkampf-Klettern alles untergeordnet, feierte zahlreiche Erfolge und prägte das Geschehen. „Ich hatte eine tolle Zeit mit großartigen Menschen, das Klettern wird immer meine große Liebe sein“, so Posch.

 

Im Interview spricht die 26-Jährige über die emotionalen Momente in Imst, ihre Zeit im Weltcup, ihre größten Erfolge und über die Zukunft.

 

Blicken wir zurück: Wie hast du deinen letzten Wettkampf bei der Austria Climbing Summer Series erlebt?

 

Katharina Posch: Es war schon hart, vor allem das Warten am Vormittag. Ich wusste ja schon zu Beginn der Woche, dass ich maximal noch ein paar Routen klettern werde. Das Wettkampf-Klettern war über viele Jahre mein Leben, jetzt hört das auf. Es war sehr emotional.

 

Du hast bei deinem letzten Antreten auch nur hauchdünn das Finale verpasst…

 

Posch: In der ersten Route war ich sehr nervös, die ersten drei Schlingen waren richtig schwer. Dann bin ich gut hineingekommen und die Nervosität ist in den Hintergrund gerutscht. Vor der zweiten Route haben alle auf mich gewartet und mir zugesehen, da war ich nicht mehr so ganz locker (lacht). Letztlich hat nur eine Schlinge gefehlt, aber ich war zufrieden mit der Leistung.

 

Danach sind alle Dämme gebrochen – warum?

 

Posch: Ich wusste schon, dass es emotional wird. Dann ist plötzlich das ganze KVÖ-Team Spalier gestanden, alle haben mich gefeiert - damit habe ich überhaupt nicht gerechnet. Es war schön, aber auch nicht so einfach.

 

Aufgrund des Coronavirus war kein Publikum in Imst vor Ort, deine Familie war aber dabei…

 

Posch: Das war ganz besonders, sie wollten unbedingt dabei sein. Gerade meine Eltern waren in meiner Karriere so gut wie immer mit mir unterwegs und haben mich immer unterstützt. Natürlich wäre der Abschied vor einem großen Heim-Publikum bei einem Weltcup großartig gewesen, schlussendlich war es in diesem kleineren Rahmen aber fast schöner.

 

Wieso hast du dich entschlossen, deine Karriere zu beenden?

 

Posch: Es war keine spontane Entscheidung. Die letzten zwei, drei Jahre seit meiner Ellbogenverletzung waren schon etwas schwierig. 2018 habe ich noch zwei fünfte Plätze im Weltcup belegt, das war ganz besonders. Letztes Jahr war es bei manchen Wettkämpfen schon so, dass ich mich nicht mehr richtig wohlgefühlt habe. Es war mehr ein Kampf mit mir selbst, deswegen habe ich schon frühzeitig beschlossen, 2020 aufzuhören.

 

Und dann kam das Coronavirus…

 

Posch: Richtig, das hat mir die Entscheidung leichter gemacht. Während wir alle zu Hause gesessen sind, habe ich für mich beschlossen, nicht mehr mit dem Team zu trainieren, sondern lieber allein klettern zu gehen. Immerhin konnte ich mich dank der Summer Series noch mit einem Wettkampf verabschieden.

 

Du warst über 11 Jahre auf höchstem Niveau aktiv – wie hat sich der Klettersport aus deiner Sicht über diese Zeit entwickelt?

 

Posch: Da ist viel passiert, die Entwicklung ging rasant. Zu Beginn meiner Karriere waren die Routen anders, die Fitness war entscheidend. Heute ist der Fokus auch auf koordinative Elemente gerichtet, die ganze Show rundherum ist viel mehr geworden. Das mediale Interesse ist extrem gestiegen, mittlerweile sind immer Kameras dabei. Als Klettern olympisch wurde, ist das alles noch einmal mehr geworden. Auch im Verband ist viel passiert. Am Anfang meiner Zeit beim KVÖ hatten wir ein Kleidungsstück als Ausstattung, mittlerweile werden wir von The North Face umfassend ausgerüstet.

 

Wenn du mit etwas Abstand zurückblickst: Was bleibt am meisten in Erinnerung? Sind es die Erfolge oder doch andere Dinge?

 

Posch: Einerseits schon die Erfolge, das sind aber nicht immer die besten Platzierungen. Nach der Verletzung noch zweimal Fünfte zu werden, bleibt sicher in Erinnerung. Einfach weil es so eine Bestätigung für mich war, dass ich noch zur Weltspitze zähle. Andererseits die vielen Reisen, ich bin als 15-jähriges Mädchen in ein Team mit Stars wie David Lama gekommen. Ich wurde super aufgenommen, das war eine großartige Zeit. Heiko Wilhelm war über die ganzen Jahre mein Coach, wir hatten eine super Zeit.

 

Rein sportlich gesehen: was würdest du als deine größten Erfolge bezeichnen?

 

Posch: Meistens fällt mir da der Weltcup in Valence 2011 ein, als ich Platz zwei hinter Johanna Ernst belegt habe. Der Doppelsieg war ganz total schön. Der erste Podestplatz im Weltcup war auch sehr speziell, weil das nicht jeder Kletterer erreicht. Das war in China und hatte ein ganz besonderes Flair.

 

Was soll die Zukunft bringen?

 

Posch: Ich werde auf jeden Fall weiter klettern, das ist klar. Aber in einem anderen Rahmen, mit anderen Zielen. Ich nehme es auf jeden Fall erst einmal etwas lockerer, weil ich den Druck eines Profisportlers sicher nicht vermisse. Deswegen werde ich nicht gleich die schwersten Routen am Fels klettern. Ich will mein Jus-Studium in naher Zukunft abschließen und gleichzeitig eine Yoga-Ausbildung machen. Ich bin offen für vieles und will schauen, wohin es mich verschlägt.

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