Eine Karriere, die sich definitiv sehen lassen kann. Und doch hat Sandra Lettner beschlossen, den Wettkampfsport hinter sich zu lassen.
„An und für sich würde es mir noch taugen“, berichtet die 24-Jährige, „aber irgendwann habe ich gemerkt, dass es einfach nicht mehr das Gleiche ist.“ Der Satz fällt ruhig, ohne Bitterkeit, eher mit dieser jener Entschlossenheit, die Spitzensportlerinnen oft auszeichnet.
Der Gedanke, aufzuhören, war kein spontaner. Schon im Vorjahr habe die Athletin vom ÖAV Vöcklabruck „ein bisschen zu struggeln angefangen. Tief in mir war aber noch dieses kleine Feuer – der Gedanke: Wenn der Erfolg wiederkommt, dann macht’s vielleicht doch wieder mehr Spaß.“ Und tatsächlich, die Leistungen stimmten wieder. Doch das erhoffte große Feuer blieb aus.
Diese Klarheit zieht sich durch die letzten Jahre. Kein Hadern, kein Bedauern – eher das zufriedene Zurückblicken auf eine intensive, prägende Zeit. „Die Jugendjahre waren richtig cool und erfolgreich“, blickt Lettner zurück und lacht. „Ich habe da so viel gelernt, so viel erlebt. Und wenn ich heute zurückdenke, würde ich wenig anders machen. Das stimmt mich sehr zufrieden.“
Wenn das Feuer leiser wird
Was bleibt, sind Erinnerungen – und natürlich große Momente. „Das Highlight war ganz klar Gold bei den Olympischen Jugendspielen“, sagt sie ohne Zögern. „Aber ich erinnere mich genauso an meinen allerersten Wettkampf, da war ich vielleicht acht oder neun. Ich weiß heute noch genau, welche Route das war und wo alle anderen gefallen sind – und ich nicht.“
Diese Mischung aus Ehrgeiz, Durchhaltevermögen und Spaß am Klettern hat die 25-Jährige weit gebracht. „Ich bin schon ein kleiner Sturkopf“, sagt sie mit einem Augenzwinkern. „Aber ich habe gelernt, auf mich selbst zu hören und nicht immer allen anderen alles recht machen zu wollen. Das war wahrscheinlich die wichtigste Erkenntnis aus all den Jahren.“ Wie es jetzt weitergeht? „Ich bin interessiert am Trainerdasein, aber definitiv nicht sofort. Jetzt brauche ich einmal Abstand.“ Im Jänner will sie entscheiden, wohin die Reise geht.
Eines steht fest: Sandra Lettner hinterlässt Spuren – nicht nur auf der Kletterwand, sondern auch als Beispiel dafür, wie man mit Selbstreflexion und Mut einen neuen Weg einschlägt. „Wenn der Rahmen nicht passt“, sagt sie, „dann muss man ehrlich zu sich selbst sein. Und für mich war es einfach Zeit für etwas Neues.“

