"Soll nicht die letzte Medaille sein"

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Jakob Schubert hat am Sonntagabend mit seiner fünften WM-Goldmedaille Geschichte geschrieben. Der 32-jährige Innsbrucker ist der einzige Kletterer, der vier Goldmedaillen im Vorstieg zu Hause hängen hat, und der älteste Kletter-Weltmeister aller Zeiten. Gefeiert wurde nach dem Bewerb mit einer Sushi-Platte, zwischen Halbfinale und Finale sorgte ausgerechnet eine Runde „Mario Kart“ für das richtige Mindset. Schuberts ultimatives Ziel bei der WM bleibt unverändert – und ist noch offen.

„Ich durfte das jetzt schon einige Male erleben, aber es ist immer wieder schön. Für solche Momente lebt man als Sportler, dafür trainiert man täglich hart. Ich konnte es richtig genießen“, zeigte sich Schubert nach seinem fünften WM-Titel überwältigt. Dass er mit seiner vierten Lead-Goldmedaille die alleinige Führung in der ewigen Bestenliste übernahm, wusste er zu diesem Zeitpunkt bereits.
„Es ist extrem cool, in den Geschichtsbüchern verewigt zu sein. Man selbst weiß am besten, wie viel harte Arbeit dahintersteckt, deswegen kann ich mich sehr freuen. Aber ich hoffe, dass es noch nicht meine letzte Medaille war“, so der Heeressportler. Dass er mit seinen 32 Jahren der älteste Kletter-Weltmeister ist, erfuhr Schubert hingegen erst bei der Pressekonferenz. „Aktuell kommen sehr viele gute, junge Leute nach, das taugt mir richtig. Aber es ist mega, dass es sich wieder einmal für mich ausgegangen ist – auch wenn es knapp war.“

 

Neuer Style, gewohnte Dominanz

 

Vor über zehn Jahren, 2011 in Arco, gewann Schubert seine erste WM-Medaille – Silbermedaillengewinner Sorato Anraku aus Japan war damals vier Jahre alt. Mittlerweile hält er bei zehn Mal Edelmetall bei Weltmeisterschaften (5x Gold, 4x Silber, 1x Bronze) und ist damit der erfolgreichste Wettkampf-Kletterer. Ebenfalls seit über zehn Jahren heißt der Vorstiegs-Weltmeister bei den Herren Jakob Schubert oder Adam Ondra (CZE). Schubert gewann viermal Gold (2012, 2018, 2021, 2023), Ondra dreimal (2014, 2016, 2019).

 

Im Wettkampfklettern hat sich in dieser Zeit einiges verändert. „Der Style hat sich fast um 180 Grad gedreht. Vor zehn oder zwölf Jahren waren es viele kleine Griffe, die Komponente Kraft hat eine wichtige Rolle gespielt. Heute gibt es viele große Volumen, Dynamik und Beweglichkeit sind sehr wichtig“, erklärt Schubert. Sichtbar war dies im Vorstiegs-Finale, wo ein Sprung für spektakuläre Bilder sorgte. „Man muss es nehmen, wie es ist. Ich sehe es als Challenge.“

 

Der Mann für große Momente

 

Neben seinen zehn WM-Medaillen hat der Innsbrucker auch Olympia-Bronze aus Tokio in der Vitrine. Bei Großereignissen liefert Schubert konstant ab – Außenstehende haben das Gefühl, er kann in entscheidenden Momenten noch einen Gang höher schalten. „Ich weiß nicht genau, warum ich so oft auf den Punkt meine Leistung abrufen kann. Inzwischen habe ich vielleicht einfach viel Erfahrung mit solchen Momenten, das Quäntchen Glück gehört auch dazu. Ich denke schon, dass ich unbewusst noch etwas aus mir herauskitzeln kann, wenn es um alles geht.“

 

Bestätigt wurde diese Theorie am Sonntag: Im Halbfinale lag Schubert auf Rang drei, am Ende jubelte er über den historischen WM-Titel. „Eigentlich versuche ich, im Halbfinale schon alles zu geben. Manchmal klettert man dennoch etwas mehr auf Sicherheit, man will keinen Fehler machen und ins Finale kommen. Im Finale gibt es dann nur noch All-In.“

 

Mario Kart und Sushi-Platte

 

Jung halten Schubert auch seine Teamkollegen. Nicolai Užnik (22), Stefan Scherz (22) und Jan-Luca Posch (25) sind allesamt mehrere Jahre jünger als der Tiroler, die Chemie passt dennoch. So wurde Schubert nach dem Halbfinale und vor dem Finale von dem Trio überrascht. „Als ich auf mein Einzelzimmer gekommen bin, waren sie schon da und haben Mario Kart gespielt. Die Konsole steht bei mir, wir haben dort in den letzten Tagen schon öfter gezockt, sie haben sich irgendwie einen Zimmerschlüssel organisiert und gespielt. Ich war zwar eher Zuschauer, aber ihre Energie hat mir trotzdem einen positiven Schub gegeben.“

 

Mit viel Selbstvertrauen geht es nun in die restliche WM. Die Goldmedaille im Vorstieg sei „ein cooles Zwischenziel“, aber das große Ziel ist noch offen: Im olympischen Boulder&Lead-Bewerb erhalten die drei Medaillengewinner:innen pro Geschlecht Startplätze für die Olympischen Spiele Paris 2024. Schubert: „Das war das große Saisonziel, es würde vieles erleichtern. Es ist sicher ein enges Rennen, aber ich habe das Potenzial, es zu schaffen.“

 

Nach dem Finale standen am Sonntagabend noch jede Menge Termine an: Interviews, Pressekonferenz, Dopingkontrolle. Schubert war ein gefragter Mann, erst gegen 23 Uhr konnte er die PostFinance Arena verlassen. Gefeiert wurde anschließend mit den Teamkolleg:innen und einer großen Sushi-Platte.

 

KVÖ-Trio im Boulder&Lead-Halbfinale

 

Die Top-20 aus den kombinierten Einzelwertungen Bouldern und Vorstieg stehen im Halbfinale des olympischen Formats. Mit den Plätzen zwölf und eins gelang Schubert bei den Herren als Zweiter der kombinierten Wertung ins Semifinale, nur Anraku Sorato hat mit den Plätzen vier und zwei mehr Punkte gesammelt. Nicolai Užnik schaffte als Zehnter der Wertung, Jessica Pilz bei den Damen als Fünfte den Aufstieg.

 

Am Montag steht bei der WM ein Ruhetag an, am Dienstag geht es mit der Paraclimbing-Qualifikation weiter. Am Mittwoch findet das Halbfinale im olympischen Boulder&Lead-Bewerb statt.

 

 

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