„Wenn du etwas willst, kannst du das!“

Die letzten Tage hätten für Franziska Sterrer (NFÖ Vöcklabruck) gewiss nicht besser laufen können. Nach dem Premierensieg bei den Österreichischen Boulder-Staatsmeisterschaften am Mariahilferplatz in Graz, setzte sich die 22-jährige Oberösterreicherin auch beim international hochkarätig besetzten Bloc Summer Masters durch und kürte sich souverän zur Siegerin.

 

„Ich bin mit einem sehr guten Gefühl in die Qualifikation der Staatsmeisterschaften gegangen. Nach dem Weltcup in Innsbruck habe ich noch einmal richtig gut trainiert und Dinge, die nicht so gut waren, verändert. Zwei Tage vor dem Wettkampf konnte ich mir im BlocHouse bei verschiedenen Wettkampf-Boulder noch den finalen Feinschliff holen“, blickt Sterrer, deren Herz für das Wettkampfklettern schlägt, zurück und ergänzt: „Im Semifinale war ich richtig nervös. Erst als ich den dritten Boulder toppen konnte, hat sich das alles entspannt. Ich war froh, dass ich als Semifinalvierte nicht als Favoriten in das Finale gekommen bin. So konnte ich ohne Druck im Finale nach vorne klettern. Nachdem ich als einzige Athletin den ersten Boulder im Finale gelöst habe, war mir klar, ich habe ein Ass im Ärmel. Zum Schluss wusste ich, wenn ich den letzten Boulder schaffe, bin ich die einzige Athletin, die die Runde mit vier Tops abschließt und mir das den Sieg bringt. Das hat mich so gepusht, ich wollte dieses Top unbedingt!“

 

„Mein Herz schlägt für das Wettkampfklettern“

 

Für Sterrer war der Erfolg nicht nur eine große Erleichterung, sondern auch Genugtuung für einige schwere Jahre. Letztmalig befand sich die Oberösterreicherin 2016 in einem ÖSTM-Boulder-Finale. Neben überschaubaren Leistungen machte der heute 22-Jährigen eine schwere Verletzung zu schaffen. Ein Knochenstück ist im Wachstumsprozess übriggeblieben, hat sich in den Muskelansatz verwachsen und den Muskel dauerhaft gereizt. 2019 war der negative Höhepunkt erreicht und zwang die Athletin vom NFÖ Vöcklabruck zu einer kompletten Pause von knapp sieben Monaten. Sterrer kämpfte sich zurück und setzte sich bei der ÖSTM 2020, bei der sie als Neunte das Finale verpasste, ein entscheidendes Ziel. „Ich wollte die ÖSTM 2021 gewinnen, das hat mich ein ganzes Jahr begleitet. Ich wollte vielen Menschen, speziell aber mir selbst, beweisen, dass ich wieder zurück bin, und das stärker als zuvor. Die Staatsmeisterschaft in Graz war für mich ein wichtiger Startschuss und ich blicke mit großer Zuversicht in die Zukunft“, erzählt Sterrer.

 

Tief überstanden und stärker zurückgekommen

 

Das letzte Jahr war für die Oberösterreicherin nicht einfach. Nach einer genauen Evaluierung im Herbst 2020 und der Erkenntnis, dass die Form und das Training in der praktikzierten Art und Weise nicht zielführend ist, drückte die 22-Jährige den Reset-Knopf. Gemeinsam mit den KVÖ-Trainern, ihrem Mental-Trainer und einem Ausgleichs-Trainer startete man bei null und baute die Fähigkeiten behutsam wieder auf. „In dieser Zeit war es besonders wichtig, jeden Tag und aus jedem Training das Beste herauszuholen. Ich habe immer versucht, das Training besser zu machen als das Training am Tag davor. Mit dem Ziel: Mich jeden Tag zu steigern, besser zu werden und mich zu entwickeln“ blickt Sterrer zurück und gibt weitere Einblicke: „Gerade an Anfang hatte ich damit zu kämpfen, die Motivation nicht wieder zu verlieren – ich habe nur den ganz weiten Weg vor mir gesehen. Das Setzen von Teilzielen hat mir in dieser Phase sehr geholfen. Ich habe gelernt, mich voll auf meine Stärken und Schwächen zu konzentrieren und habe aus dem Vergleich mit den anderen Athletinnen und Athleten meine tägliche Motivation geschöpft.“

 

Von Emotionen überwältigt

 

Auch wenn der Weg steinig war, die 22-Jährige ist ihn konsequent gegangen und hat hart dafür gearbeitet. Das zwischenzeitliche Tief ist überwundern und die jüngsten Erfolge zeigen, dass sich die neu eingeschlagene Richtung gelohnt hat und was mit unbändigem Willen möglich ist.

 

„Nach dem Sieg bei der Staatsmeisterschaft sind so viele Emotionen hochgekommen. Ich habe hart für mein Ziel gearbeitet und viele Hürden überwunden. Dass das nun wirklich so gekommen ist, ist wunderschön. Mein Motto ‚Wenn du etwas willst, kannst du das!‘ hat mich jeden Tag gepusht“, verrät Sterrer, die den emotionalen Moment vor 1.800 begeisterten Fans sichtlich genossen hat. Und weil ein Sieg nicht gereicht hat, setzte Sterrer beim Bloc Summer Masters noch einen drauf und setzte sich erneut in einem spannenden Wettkampf durch.

 

Fokus auf Paris 2024 

 

Auch wenn die Freude über die jüngsten Erfolge immer noch sehr groß sind, hat Sterrer den Fokus bereits in die Zukunft gerichtet. Mit der Weltmeisterschaft in Moskau und den beiden Weltcups in China und Korea warten noch drei wichtige internationale Wettkämpfe. „Wenn ich den Schwung mitnehmen kann, ist vieles möglich. Sollte sich bei der Weltmeisterschaft ein Top-15-Platz ausgehen, wäre das richtig cool. Bei den Weltcups war ich schon oft als Elfte knapp an den Top 10 dran, das sollte schön langsam auch möglich sein. Wenn nicht heuer, dann 2022“, gibt die Oberösterreicherin, die auch bei der ÖSTM im Vorstieg an den Start gehen will, noch einen kleinen Ausblick und die Marschroute vor.

 

Aber auch in Hinblick auf die nächsten Olympischen Spiele zeigt sich Sterrer, der die neue Kombination mit Lead und Bouldern zugutekommt, optimistisch: „Der Routenstil im Vorstieg hat sich in den letzten Jahren massiv entwickelt – es wurde kürzer und knackiger. Es sind nicht mehr Touren mit 50 Zügen, wo es nur um die reine Ausdauer geht. Auch die Maximalkraft spielt eine immer größere Rolle, das kommt mir als Boulder-Spezialistin sicherlich entgegen.“

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