Die Vorarlbergerin holte im Sommer bei der Nachwuchs-Europameisterschaft in Graz im abschließenden Boulder-Bewerb (U20) Bronze und beendete das Kletterjahr im September ebenfalls mit Platz 3 bei den Österreichischen Staatsmeisterschaften im Bouldern. Dabei setzte sich Kempf in einem spannenden Duell um Bronze gegen die damalige Titelverteidigerin Franziska Sterrer durch. Somit konnte die 18-Jährige ihren Podestplatz von 2021 erfolgreich verteidigen.
„Der Start war letztes Jahr nicht so gut. Ich habe mir sehr schwergetan und bin nicht richtig reingekommen. In dieser Phase habe ich gelernt, dass ich auf mich selbst hören muss. Manchmal bringt eine lockere Session mit Spaß mehr als eine erzwungene Trainingseinheit. Das nimm ich definitiv mit. 2023 will ich von Beginn an einen guten Start erwischen und meine Leistung zeigen. Der eine oder andere Start im Weltcup und eine Qualifikation für meine letzten Jugend-Europameisterschaften bzw. -Weltmeisterschaften sind meine großen Ziele“, erklärt die Vorarlbergerin, die aktuell gerade das vorletzte Schuljahr im Sportgymnasium Dornbirn absolviert.
Mit dem Medaillengewinn bei der Jugend-Europameisterschaft in Graz hat sich die 18-Jährige einen Traum erfüllt: „Die Medaille hat für mich einen sehr hohen Stellenwert, es war ja meine erste EM-Medaille. Nachdem ich bei der WM nicht starten konnte, war es für mich der wichtigste Bewerb im Jahr. Vor dem Wettkampf war mein Selbstvertrauen nicht so gut, die Wettkämpfe davor sind nicht so gelaufen, wie ich mir das gewünscht hätte. Daher konnte ich nicht einschätzen, wo ich im Vergleich stehe. Es war dann eine ziemliche Erleichterung, dass ich gesehen habe, dass es doch geht. Es war ein wichtiges Erlebnis für mich.“
Vom Schnupperkurs zur Jugend-EM-Medaille
Mit sieben Jahren hat Kempf nach einem Schnupperkurs, den ihre Eltern eingefädelt haben, mit dem Klettern begonnen, war sofort begeistert und ist bis heute „hängengeblieben“. „Klettern ist einfach spannend. Man kann so viele verschiedene Sachen machen und dauernd etwas Neues ausprobieren. Ich liebe diese Vielfalt und möchte sie in meinem Leben nicht missen. Wir sind zwar alle Einzelsportlerinnen und -sportler, aber es ist kein gegeneinander, vielmehr ein miteinander. Wir profitieren davon, wenn jemand etwas besser macht – da kann man viel lernen und es ist für einen selbst gut. Unser Teamspirit ist echt super, das spornt mich an!“
In den Wettkampfpausen ist die Vorarlbergerin oftmals mit ihren Teamkolleg:innen am Felsen unterwegs, so auch in der Winterpause. Ein „lockerer Trip“ nach Spanien war die perfekte Vorbereitung, bevor es mit dem ersten Trainingsblock wieder losgegangen ist. Eine Zeit, die für Kempf immer etwas Besonderes ist: „Klettern am Felsen ist einfach fein. Wir kommen raus, sind in der Natur und kommen aus dem klassischen Trainings- und Wettkampfkreislauf ein wenig heraus. Mir tut das immer extrem gut und man wird vom Kopf her wieder klar“, schwärmt die Athletin des AV Egg. Je nach Lust und Laune werden Routen gezielt projektiert, oder es wird einfach spontan entschieden, welcher Route man sich annimmt. „Ich entscheide das meistens immer spontan. Ich mag es gerne, wenn besondere Züge sind und es nicht nur eine reine Ausdauerkletterei ist. Je größer der Mix, umso spannender ist das dann am Ende. Daher habe ich da selten eine Liste mit Routen beziehungsweise Boulder in der Tasche – ich mag da die Spontanität.“
Neben dem stressigen Schulalltag und vielen Trainingseinheiten ist Kempf gerne in ihrer Heimat Vorarlberg in der Natur unterwegs. Auf dem Hausberg Niedere gibt es einen wunderschönen Ausblick über den Bregenzerwald – ein Ort, der der 18-Jährigen viel Kraft und Lebensfreude gibt. Und da man die schönen Momente im Leben bekanntlich teilen sollte, ist immer ihr Hund als treuer Wegbegleiter an ihrer Seite.
