"Konkurrenz belebt das Geschäft!"

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Reinhold Scherer zieht nach acht Monaten als KVÖ-Nationaltrainer im Interview eine erste Zwischenbilanz, analysiert die Summer Series und blickt voraus.

Es war Anfang Dezember des letzten Jahres, als der Kletterverband Österreich mit Katharina Saurwein, Kilian Fischhuber und Reinhold Scherer ein neues Trainerteam präsentierte.

 

Acht Monate vor der olympischen Kletterpremiere in Tokio, die Ende März aufgrund der Covid19-Pandemie ins Jahr 2021 verschoben werden musste, gab es eine Kurskorrektur im großen Stil. Mit bekannten Gesichtern, vor allem aber mit sehr erfolgreichen österreichischen Kletterern.

 

Gemeinsam mit KVÖ-Sportdirektor Heiko Wilhelm und Speed-Nationaltrainer Pawel Draga arbeitet das Trio seither an Stärken und Schwächen, an Kraft und Koordination, an Technik und Taktik.

 

Zeit für eine Zwischenbilanz: Reinhold Scherer spricht im Interview über Konkurrenzkampf und Teamspirit, die Rollenverteilung im Trainerteam, Norwegens Skifahrer als Role Models und die langfristige Zielsetzung.

 

Anfang August geht die Austria Climbing Summer Series bereits in die dritte Runde. Wie fällt nach zwei Boulder- und zwei Speed-Events dein erstes Fazit aus?

 

Reinhold Scherer: Was wir nach den ersten vier Bewerben bereits sagen können: Es war die absolut richtige Entscheidung, diese Event-Serie zu initiieren! Einerseits um den Athletinnen und Athleten nach der langen Pause die Möglichkeit zu geben, wieder in den Wettkampfmodus zu finden. Man hat gesehen, wie schwierig das war. Und andererseits auch dieser internationale Vergleich.

 

Wie zufrieden bist du mit den Leistungen der jungen Kletterinnen und Kletterer?

 

Scherer: Im Bouldern hat man speziell bei den koordinativen Elementen gesehen, dass die Jungen kommen. Physisch gibt es natürlich noch einiges zu tun, aber das hat den einen oder anderen Routinier doch aufgerüttelt. Und im Speed gab es echt lässige Leistungen, angeführt von Tobias Plangger.

 

Er hat als erster Österreicher die magische 6-Sekunden-Marke geknackt.

 

Scherer: Das ist ein super Zeichen, aber noch viel wichtiger war, dass er unglaublich konstant war. Wenn er so weitermacht, ist er auch auf internationaler Ebene ein Kandidat für die Top-Ten.

 

Und im Speed eine wertvolle Referenz für Jakob Schubert und seine Speed-Entwicklung?

 

Scherer: Konkurrenz belebt das Geschäft, das ist für die Athletinnen und Athleten gut, aber auch für uns als Trainerteam. Wenn die Arrivierten voll gefordert werden, kann man ganz anders pushen. Ich denke da immer gerne an die norwegischen Skifahrer.

 

Warum?

 

Scherer: Die haben vorgezeigt, wie wichtig es ist, dass du Zugpferde im Team hast. Ein Aksel Svindal hat von Aamodt und Kjus gelernt, konnte sich entwickeln und ist dann aus deren Schatten getreten. Und dann war er Vorbild für Jansrud und Kilde, hat sein Wissen an die nächste Generation weitergegeben. Ähnlich ist es bei uns im Team. Jakob ist unglaublich wichtig für das Team, gleichzeitig weiß er aber auch, wie wichtig das Team für ihn ist.

 

Wie würdest du den Spirit im Trainerteam beschreiben?

 

Scherer: Für mich ist es total lässig, mit ehemaligen Athleten von mir zusammenzuarbeiten. Es herrscht eine super Kollegialität, wir arbeiten miteinander. Diese Energie geht natürlich auch auf die Mannschaft über.

 

Wie sieht die Zusammenarbeit im Detail aus?

 

Scherer: Als wir angetreten sind, haben wir als gemeinsame Linie ausgegeben, dass wir Damen und Herren, Mädels und Burschen geschlossen nach vorne bringen möchten. Dafür braucht es individuelle Betreuung auf der einen und Teamtraining auf der anderen Seite, für das ich die Planung mache, die mit Kilian und Katha besprochen und dann umgesetzt wird.

 

Was zeichnet die beiden aus?

 

Scherer: Es ist nicht gesagt, dass man, wenn man ein erfolgreicher Athlet war automatisch ein guter Trainer ist. Aber sie haben beide auch Sport studiert, kommen also auch von der sportwissenschaftlichen Seite und bringen viel theoretisches Wissen mit. Vor allem aber ist man als Trainer immer auch ein bisschen Pädagoge, muss wissen, wie man mit den Sportlerinnen und Sportlern umgeht, muss sich in sie hineinversetzen können. Das machen die beiden wirklich toll.

 

Apropos Planungen: wie geht es weiter, was sind die nächsten Höhepunkte?

 

Scherer: Im Lead geht es jetzt Schlag auf Schlag. Erst die Summer Series in Imst am 3. und 6. August, die ein super Test für den Weltcup in Briancon ist. Ich bin gespannt, wo wir da stehen. Ansonsten stecken wir mitten in den Planungen für das restliche Jahr.

 

Die angesichts der Umstände und der Ungewissheit wahrscheinlich alles andere als einfach ist?

 

Scherer: Im Bouldern ist derzeit nur fix, dass wir im September noch die Österreichischen Staatsmeisterschaften haben. Es könnte sein, dass es sonst keine Wettkämpfe mehr gibt. Da wird es an uns liegen, wie wir die Motivation auch ohne Wettkämpfe hoch halten, um weiter an den Dingen zu arbeiten, die bei der Summer Series vielleicht nicht ganz so gut funktioniert haben.

 

Was ist die langfristige Zielsetzung des Trainerteams?

 

Scherer: Ich hoffe, dass es uns gelingt, die ganze Mannschaft auf ein hohes Niveau zu bringen und nicht nur Einzelathleten. Also dass von unten so viel Druck nachkommt, dass ein Konkurrenzkampf entsteht, der das ganze Team weiterbringt. Dafür muss es uns gelingen, dass noch mehr den Sprung von der Jugend zu den Erwachsenen schaffen.

 

 

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